Königtum Gottes

Materialien zur Bibel allgemein

Königtum Gottes als biblische
Basismetapher

Gen 1 ist keine dramatische Schilderung der Weltentstehung im Sinne der
Astrophysik und der Biologie. (…) Gott schafft durch Wort und Tat. Ohne dass
Gottes Rolle mit einem Begriff benannt würde, ist klar, dass er als König auftritt.
Das Wort des Königs ist Befehl, es setzt Wirklichkeit. (…) Gott (….) wird in Gen 1
als Großkönig mit universeller Zuständigkeit vorgestellt: Global Governance. (…)
Vom Anfang der Bibel an ist also das Königtum die zentrale Metapher für Gott.
Ausdrücklich wird das Königtum Gottes erst nach der Errettung der Israeliten am
Meer proklamiert (vgl. Ex 15,18). Die Vorstellung von Gott als universalem
König ist jedoch von der ersten Seite der Bibel an präsent und prägend. Wenn Jesus
von Nazareth von der Königsherrschaft Gottes bzw. vom Reich Gottes spricht (vgl.
Mk. 1,15), steht das in dieser Linie. Gott als König – das ist ganz einfach die
Basismetapher der zwei-einen Bibel aus Altem und Neuem Testament. (…)
Von der Basismetapher des Königtums Gottes her lässt sich die grosse Erzählung
der Bibel, vom Buch Genesis bis zum letzten Buch des Neuen Testaments (…) in
ihren wesentlichen Aspekten und ihrer Intention nachvollziehen.
Es geht um die Durchsetzung des Königtums Gottes in der Welt der Völker.
(…) Der Name „Jesus“ (=Gott hilft/rettet) ist Programm; er ist als „Bild des
unsichtbaren Gottes“ (vgl. Kol 1,15) dessen fortgesetztes und intensiviertes
Wirken gegen das Chaos und für die Schöpfung.

Georg Steins, Zum Ansatzpunkt alttestamentlicher Schöpfungstheologie. Ein Vorschlag in kanonischer
Perspektive In: ThG 58 (4/2015) 242-260. 252f. + 258f. (unter Rekurs u.a. auf Bruce R. Reichenbach, Genesis 1 as a Theological-Political Narrative of Kingdom Establishment. In: Bulletin for Biblical Research 13 (2003) 47-69).